Dienstag, 29. März 2011

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Wenn man jeden Tag am Fernbahnhof von Osaka vorbei muss, fällt einem schon auf, dass in den letzten Tagen wesentlich mehr Menschen mit schwerem Gepäck, kleinen Kindern oder nicht-japanischen Ehepartnern ankommen. Viele sind ganz offenkundig das erste Mal in ihrem Leben in Osaka.

Die ganze Woche über sind Leute auf Zimmersuche in mein Hotel gekommen, morgens um halb acht ebenso wie nach Mitternacht, immer mit reichlich Gepäck im Schlepptau. Leider ausgebucht. Man kann zwar nicht behaupten, dass eine Fluchtwelle aus dem Großraum Tokio angerollt kommt, aber es sind reichlich Leute unterwegs. Meine Freunde aus Yokohama haben mir von einem Besuch bei ihnen abgeraten. Man wisse nicht, wie lange es noch Strom und Wasser geben wird. Die Tochter meiner Homestay-Gastfamilie wohnt vorübergehend wieder bei ihren Eltern in der Kansai-Region. Die Schwägerin meines Kollegen hat sich übergangsweise bei ihm eingenistet.

Noch kann von Hamsterkäufen nicht die Rede sein. Aber im Seven-Eleven um die Ecke ist das billigste Mineralwasser schon ausverkauft. Im nahe gelegenen Supermarkt hängt seit Tagen ein Schild mit der Aufforderung, nicht gleich palettenweise Wasser zu kaufen.

Schade, dass ich Japan schon wieder verlassen muss. Am Flughafen ist von den langen Schlangen der Ausreisewilligen, von denen immer wieder die Rede ist, nichts zu sehen. Die einzige Schlange bildet sich, weil das Handgepäck noch penibler kontrolliert wird als anderenorts. Auch das lächerliche Mitnahmeverbot für Flüssigkeiten wird hier streng beachtet. Gleich hinter der Kontrolle kann man sich am Getränkeautomaten oder am Kiosk wieder eindecken, aber Hauptsache die Richtlinien werden eingehalten. Das bekommen auch die Mitarbeiter des italienischen Zivilschutzes zu spüren, die ganz offensichtlich als Erdbebenhelfer im Land waren. Ihr Gepäck wird ganz genau unter die Lupe genommen. Japan sagt Dankeschön.

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